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Hydrocortison Neurodermitis: Wie hilft es?

Hydrocortison Neurodermitis: Wie hilft es?

Dieser Artikel stellt die Wirkungen von Cortison oder Hydrocortison bei der Behandlung von Neurodermitis vor und beleuchtet Chancen und Risiken der Anwendung von Kortisonsalben und anderen Cortison-Präparaten. Zusätzlich wird auch auf die nicht medikamentöse Behandlung der Krankheit eingegangen. Im Folgenden wird erklärt, was Cortison ist, wie es wirkt und weshalb es bei entzündlichen Hauterkrankungen und Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird.

Was ist Cortison?

Cortison ist die geläufige Bezeichnung für körpereigene und künstlich hergestellte Glucocorticoide, die wiederum zur Gruppe der Steroidhormone gehören. Es gibt verschiedene synthetische Cortison-Varianten, die sich hauptsächlich in der Stärke ihrer Wirkung unterscheiden.

Die körpereigenen Glucocorticoide werden in der Nebennierenrinde (cortex = Rinde) produziert und sind an diversen Stoffwechselprozessen sowie an der Regulierung des Mineralstoffhaushalts, des Wasserhaushalts und des Immunsystems beteiligt.

Wegen seiner entzĂĽndungshemmenden Wirkung wird synthetisch hergestelltes Kortison (auch Cortison, Cortisol oder Hydrocortison) in verschiedenen Medikamenten, vor allem in Salben, Cremes und Gels, verwendet, um Hautkrankheiten wie die Neurodermitis, Schuppenflechte und andere zu behandeln.

Ursachen fĂĽr Neurodermitis

Anders als der Name (Neuron = der Nerv) andeutet, ist Neurodermitis keine Nervenkrankheit und wird von Hautärzten deshalb mittlerweile als Atopische Dermatitis oder Atopisches Ekzem bezeichnet. Es handelt sich um eine entzündliche Hautkrankheit, bei deren Verlauf die Überreaktion des Immunsystems der Haut eine große Rolle spielt. Aus medizinischer Sicht handelt es sich daher um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem auf eigentlich harmlose Reize stark reagiert und dabei auch die eigenen Hautzellen angreift.

Die Haut eines Neurodermitis-Patienten reagiert auf eigentlich ungefährliche Berührungen mit Pollen, Milben und deren Hinterlassenschaften (Hausstaub) und anderen Stoffen, zu denen auch Lebensmittel gehören können, mit einer unverhältnismäßigen Immunantwort. Es kommt zu einer allergischen Reaktion, die als flächige Entzündung die Haut befällt. Das ausgeschüttete Histamin verstärkt die Entzündung und lässt die Haut austrocknen. 

Die natürliche Schutzbarriere der Haut wird geschwächt, was Bakterien, Viren und anderen infektiösen Erregern das Eindringen erleichtert und wiederum die Entzündung verschlimmert. So geraten Betroffene durch harmlose Auslöser in einen Teufelskreis einer sich selbst verstärkenden Entzündungsreaktion.

Die Ursachen fĂĽr eine Neurodermitis sind bisher nicht abschlieĂźend erforscht. Genetische Dispositionen spielen vermutlich eine entscheidende Rolle, aber auch hormonelle oder psychische Ursachen werden erforscht.

Von Neurodermitis betroffen sind vor allem Babys (ca. 23 Prozent) und Kinder (ca. 13 Prozent) und etwa 3 Prozent der Erwachsenen, Tendenz steigend. Neurodermitis bei Babys tritt vor allem als Milchschorf, bei Kindern und Erwachsenen als Entzündungen in Kniekehlen, Armbeugen, im Dekolteebereich und anderen begrenzten Stellen auf. Besonders im Erwachsenenalter kann es zu Entzündungen im ganzen Bereich des Körpers kommen. Die Entzündungen sind außerdem mit einem starken Juckreiz verbunden. Gibt man diesem nach und kratzt an den juckenden Stellen, verstärkt man den oben beschriebenen Teufelskreis.

Neurodermitis verläuft chronisch und ist derzeit nicht heilbar. Betroffene von Neurodermitis können aber trotzdem über längere Zeiträume hinweg symptomfrei sein, denn die Krankheit verläuft in Schüben und ist mittlerweile relativ gut behandelbar. Am besten geht es Betroffenen, wenn es ihnen gelingt, die Schübe zu vermeiden oder im Ansatz zu ersticken, weshalb eine sehr genaue Beobachtung des eigenen Zustands und der Lebensumstände äußerst wichtig ist.

Dabei sind die möglichen Auslöser beziehungsweise Trigger für einen Neurodermitis-Schub vielfältig und in ihrer Gänze kaum zu vermeiden. Zu den möglichen Triggern zählen:

  • Umweltfaktoren wie Pollen, Hausstaub und andere allergene Stoffe wie Tierhaare, Chemikalien etc.

  • bestimmte Lebensmittel und Zusatzstoffe

  • Klimafaktoren wie Hitze, Kälte, trockene Heizungsluft

  • mechanische Hautirritationen (Kratzen) und das Eindringen von Fremdkörpern (Infekte)

  • psychische Faktoren wie Stress, Schlafmangel, Konflikte etc.


    [Infografik]

Wie hilft Cortison bei Neurodermitis?

Cortison wirkt lindernd auf die Entzündungen und unterdrückt zusätzlich die zu starke Immunantwort. Es wirkt dadurch symptomlindernd und greift gleichzeitig an der richtigen Stelle in den Teufelskreis der sich selbst verstärkenden Entzündungen ein. Präparate mit synthetischem Cortisol werden deshalb vor allem während eines Schubs der Krankheit verschrieben. Es gibt Cortison sowohl zum Auftragen auf die Haut als auch zur oralen Einnahme. Es schafft kurzfristig Linderung und kann helfen, einen Schub einzudämmen, ist jedoch nicht für die Langzeittherapie geeignet.

Lesen Sie hier mehr zur Hautpflege, wenn Ihre Hauterkrankungen bereits chronisch geworden sind.

So werden die Symptome gelindert

Eine Cortison-Creme, -Salbe oder -Gel wirkt sehr schnell und gezielt. Entzündungen klingen zügig ab, der Juckreiz wird deutlich schwächer oder verschwindet und die Überreaktion des Immunsystems wird unterdrückt. Bei einem akuten Ausbruch beziehungsweise einem Schub der Neurodermitis sind Cortisonpräparate oft die einzige Möglichkeit, die Symptome effektiv zu lindern und damit den Weg für weitere Therapien zu schaffen.

Als kurzfristige Lösung für starke akute Beschwerden beziehungsweise Schübe ist Cortisol daher oft das Mittel der Wahl, sollte aber aufgrund seiner Nebenwirkungen nicht zu oft oder zu lange eingesetzt werden. 

Die Behandlung ist immer individuell

Der Verlauf einer Neurodermitis und insbesondere die Auslöser oder Trigger von Neurodermitis-Schüben sind sehr individuell und verändern sich sogar beim einzelnen Patienten mit der Zeit. Da der Einsatz von Cortisol nur begrenzt sinnvoll ist, müssen bei der Behandlung der Neurodermitis vor allem die individuellen Lebensumstände und Trigger in den Blick genommen werden.

Bei der langfristigen Behandlung einer Neurodermitis müssen Betroffene lernen, ihre Lebensweise an die jeweils individuellen Auslöser von Schüben anzupassen und diese möglichst zu vermeiden. Zu den besonders wichtigen und beeinflussbaren Lebensbereichen gehören die Ernährung, die Sauberkeit der Wohnung, das Schlafverhalten sowie der allgemeine psychische Zustand.

Für die meisten Neurodermitis-Patienten gilt es, Stressfaktoren wie Konflikte oder zu wenig Schlaf sowie bekannte Allergene zu vermeiden. Allergikerbettwäsche und die Nutzung einer extra sensitiven Pflegelinie können ebenfalls helfen. Um die individuellen Trigger zu vermeiden, muss man sie jedoch erst einmal kennenlernen.

Betroffene sollten sich und ihre Gewohnheiten deshalb besonders gut beobachten und versuchen, Zusammenhänge zwischen ihrem Verhalten oder den Lebensumständen und der Auslösung eines Schubs zu erkennen. Dabei kann beispielsweise ein Ernährungstagebuch helfen.

Häufig reagieren an Neurodermitis erkrankte Menschen negativ auf starke Gewürze, schnell umsetzbaren Zucker (Saccharose), Alkohol oder Kaffee, aber pauschale Aussagen sind hier nicht möglich. Bei der Erstellung einer geeigneten Diät muss jeder Betroffene seine eigenen Erfahrungen machen und auch damit rechnen, dass sich Unverträglichkeiten oder Allergien im Verlauf des Lebens verändern.

Hat Cortison Nebenwirkungen?

Außer in besonders empfindlichen Hautbereichen wie dem Gesicht und dem Hals sowie bei Säuglingen und Kleinkindern hat Cortison in der kurzfristigen Anwendung kaum bis keine unerwünschten Nebenwirkungen. Bei einer Anwendung bei kleinen Patienten oder Bereichen der Haut, die den Wirkstoff besonders gut aufnehmen (die sogenannte Resorption), muss daher besondere Sorgfalt geübt werden.

Hier sollten auf eng begrenzte Zeit nur leichte Cortison-Präparate angewandt werden, denn bei zu potenten Glukokortikosteroiden (ab Klasse III) drohen sonst eine Verdünnung der Haut, Pigmentstörungen oder Entzündungen der Haarwurzeln am ganzen Körper. 

Neben diesen Nebenwirkungen kommt es oft auch zu einer Gewöhnung des Körpers des Neurodermitis-Patienten an Cortison-Präparate, die dadurch an Wirksamkeit verlieren und eventuell nicht mehr stark genug sind, um einen Krankheitsschub effektiv zu stoppen. Die richtige Dosierung des Wirkstoffes sowie der Zeitpunkt und die Dauer der Anwendung sind daher für einen erfolgreichen Einsatz von Cortison entscheidend und sollten auch bei nicht verschreibungspflichtigen Produkten mit einem Hautarzt besprochen werden.

Bei besonders starken Präparaten konnten außerdem Beeinträchtigungen der Herz-Kreislauf-Funktion nachgewiesen werden. Namentlich kann Cortison das Risiko eines Vorhofflimmerns erhöhen.

Lesen Sie hier unseren Artikel mit Tipps zur Mischhaut-Pflege.

Wie unterscheiden sich die Präparate?

Cortison-Medikamente gibt es in unterschiedlichen Stärken, die in vier Klassen unterteilt werden können und sich neben der Dosierung auch in den Wirkstoffen unterscheiden:

  • Klasse I: schwache Glukokortikoide (Cortison), mit Wirkstoffen wie Hydrokortison und Prednisolon

  • Klasse II: mittelstarke Präparate (zum Beispiel Prednicarbat, Methylprednisolon und Triamcinolon)

  • Klasse III: starke Kortisonpräparate wie Betamethason oder Mometason

  • Klasse IV: sehr starke Glukokortikoide wie etwa Mometason

Die Präparate wirken außerdem stärker auf feuchter Haut als auf trockener und ihre Wirkung kann noch verbessert werden, wenn die Stellen, auf die Cortison aufgetragen wurde, anschließend mit einem Verband oder einem feuchten Tuch abgedeckt werden (Windeln haben den gleichen Effekt, weshalb hier besondere Vorsicht angebracht ist).

Neben der Dosierung, der Art des Wirkstoffs und der Art und Weise der Anwendung unterscheiden sich die Präparate und ihre Wirkung auch nach der verwendeten Trägersubstanz: Kortisonsalbe wirkt stärker als Cremes oder Lotionen.

Schwache Präparate sind teilweise apothekenpflichtig oder frei verkäuflich, stärkere müssen von einem Hautarzt verschrieben werden.

Wie wird Cortison angewendet?

Bei Neurodermitis wird Cortison in der Regel nicht oral verabreicht oder gespritzt, sondern lokal auf die entzündeten Hautstellen aufgetragen. In Form eine Kortisonsalbe, Cortison-Cremes, Gels oder Lotionen werden die Ekzeme eingecremt, sodass der Wirkstoff einziehen kann. Die Behandlung kann beispielsweise zweimal täglich, morgens und abends, stattfinden.

Bei besonders dünnen, aufnahmefähigen Stellen der Haut wie Gesicht, Hals und Nacken oder Arm- und Kniebeugen sollte weniger Präparat aufgetragen werden als auf Stellen, die von einer dickeren Hautschicht bedeckt sind, wie der Torso oder die Beine.

Erwachsene sollten je nach Größe und Lage der entzündeten Stellen zwischen einer (besonders aufnahmefähigen Stellen), zwei bis vier oder sogar 6 bis 7 (besonders dicke Haut) Fingerspitzen eines Präparats auftragen.

Die Wirkung kann noch gesteigert werden, wenn die eingecremten Stellen anschließend mit einem feuchten Tuch abgedeckt werden. Ob dies empfehlenswert ist, sollte aber vorher mit einem Hautarzt abgeklärt werden. Bei einer kurzfristigen Behandlung (nicht länger als sechs Wochen) mit der richtigen Menge Cortison ist kaum mit unerwünschten Nebenwirkungen zu rechnen.

Eine gleichzeitige Pflege der betroffenen Stellen mit extra sensitiven, feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten wird empfohlen, um die Nebenwirkungen weiter zu reduzieren und der Haut zu helfen, ihr natĂĽrliches Gleichgewicht zu finden. Zwischen Pflege und Behandlung mit Cortison sollten in der Regel etwa 15 Minuten liegen, wobei die Reihenfolge nach derzeitigem Forschungsstand nicht wichtig ist.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung von Neurodermitis

Neben Cortison-Salben und anderen Cortison-Präparaten können Betroffene von Neurodermitis ihre Krankheit vor allem mit ihrem Lebenswandel positiv oder negativ beeinflussen. Eine medizinische Heilung ist zwar derzeit nicht möglich, aber eine gute Basispflege, das Vermeiden der Trigger (siehe oben) sowie eventuell Mittel gegen den Juckreizkönnen die Lebensqualität der Patienten deutlich anheben. Das Ziel ist dabei, die Zeit zwischen zwei Schüben möglichst lange auszudehnen und somit die symptomfreie oder symptomarme Zeit zu verlängern.

Häufig profitieren Neurodermitis-Patienten, wenn sie extra sensitive, allergikergeeignete Produkte verwenden statt der herkömmlichen. Das betrifft beispielsweise Waschmittel und Produkte der Körper- und besonders der Hautpflege.

FAQ

Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen kurz beantwortet

Welches Hydrocortison bei Neurodermitis?

Die Anwendung von Cortison bei Neurodermitis orientiert sich am Alter des Patienten und der Stärke des Schubes beziehungsweise der Symptome und sollte immer mit einem Arzt abgeklärt werden. Bei den frei verkäuflichen oder apothekenpflichtigen Cortison-Präparaten handelt es sich um solche der untersten Wirkkategorie (siehe oben) und beim Hydrocortison um einen dort verwendeten Wirkstoff. Nebenwirkungen sind hier eher unwahrscheinlich, allerdings kann bei zu häufiger Anwendung ein Gewöhnungseffekt einsetzen.

Welche Creme hilft am besten gegen Neurodermitis?

Es sind zahlreiche Präparate mit unterschiedlichen Kortison-Wirkstoffen, Dosierungen und Trägerpräparaten erhältlich. Welches sich für Ihre Erkrankung am besten eignet, hängt in erster Linie von der Schwere Ihrer Symptome und den betroffenen Hautstellen ab. Cremes werden in der Regel eher bei leichten Symptomen verwendet.

Was ist besser: Cortison oder Hydrocortison?

Kortison und Hydrocortison werden oft gleichbedeutend verwendet. Wenn man einen Unterschied machen will, ist Cortison oder Kortison der Überbegriff für verschiedene synthetische Glucocorticoide, während Hydrocortison der Name eines bestimmten Wirkstoffes und vor allem in frei verkäuflichen Kortison-Präparaten enthalten ist.

Wie schnell wirkt Cortisonsalbe bei Neurodermitis?

Cortison wirkt bei Neurodermitis sehr schnell und zielgerichtet. In einzelnen, besonders schweren Fällen kann eine Therapie mit Kortisonsalbe auch bis zu sechs Wochen andauern, die Regel sind aber eher einige Tage.

Fazit

Menschen, die an einer Atopischen Dermatitis beziehungsweise einer Neurodermitis leiden, kommen oft nicht um die Anwendung von Cortison herum. Cortison wirkt schnell und kann direkt auf betroffene Hautstellen aufgetragen werden. Es trägt zu einem schnellen Abklingen der Entzündungen bei und reduziert den Juckreiz deutlich. Außerdem unterdrückt es die überschießende Immunreaktion der Erkrankten und eignet sich daher besonders, um einen akuten Schub der Krankheit in den Griff zu bekommen und damit den Teufelskreis der sich selbst verstärkenden Entzündungen zu durchbrechen.

Da Cortison bereits lange verwendet wird, sind die Nebenwirkungen bekannt und gut erforscht. Bei richtiger Anwendung sollte es daher kaum zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Man sollte jedoch nicht den Fehler machen, Kortison zu häufig oder zu lange anzuwenden, da dies das Risiko für Nebenwirkungen erhöht und zu Gewöhnungseffekten führt.

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